Die Solarstromanlage an der Fassade des Kirchturmes der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Regensburg - St. Lukas ging bereits 1997 in Betrieb und arbeitete zwei Jahrzehnte lang zuverlässig und mit den anfänglich verbauten Komponenten (z.B. den Wechselrichtern). Eine gedruckte Dokumentation belegt den Stellenwert und die öffentliche Aufmerksamkeit für diese Anfänge der Erneuerbaren Energien in der Region Regensburg. Finanziert wurde die PV-Anlage St. Lukas von der Stadt Regensburg, den „Regensburger Solareinspeisern“, dem Umweltreferat der Landeskirche, dem Bund Naturschutz und durch Spenden in Form von „Sonnenscheinen“ aus der Lukasgemeinde.
Bis zum Jahr 2017 existierte eine Zwillingsanlage aus demselben Inbetriebnahmezeitraum: die Solarstromanlage an der Südfassade des Keplerhauses am Regensburger Busbahnhof Albertstraße. Letztere musste im Sommer 2017 abgebaut werden, da die Diakonie Regensburg das Keplerareal abreißen möchte. Auf dem Areal war ein Kultur- und Kongresszentrum geplant, dessen Bau jedoch von den Regensburgern in einem Bürgerentscheid im Oktober 2018 mehrheitlich abgelehnt wurde.
Damaliger Ausgangspunkt für die Errichtung beider Solarstromanlagen war der Wunsch, die Sonnenenergie und hier insbesondere die direkte Umwandlung von Sonnenenergie in elektrischen Strom zu fördern. Beide Projekte wurden im Zeitraum Oktober 1996 bis April 1998 umgesetzt. Unter der Überschrift "Umweltfreundliche Stromerzeuger gesucht" startete der Arbeitskreis Energie des Bund Naturschutz die Aktion "Sonnenschein".
Grundgedanke war, dass viele Bürgerinnen und Bürger nicht die Möglichkeit haben, selbst eine Solaranlage zu bauen, dies jedoch an einem öffentlichen Gebäude unterstützen würden. In die gleiche Zeit fällt die Gründung des kirchlichen Vereins "Schöpfung bewahren konkret". Ziel beider Gruppierungen war es, "Ernst zu machen" mit der Bewahrung der Schöpfung und der Energiewende. In Form dieser Musteranlagen sollte ein sichtbares Zeichen gesetzt und dazu ermutigt werden, selbst zum Stromerzeuger zu werden und wenn sich die Möglichkeit böte, vielleicht einmal selbst eine Photovoltaikanlage zu bauen. Die Anlagen sollten an publikumswirksamen Orten errichtet werden, um zu verdeutlichen, wie man sich eine dezentrale, umweltfreundliche Stromerzeugung in Zukunft vorzustellen hat.
Die Südfassade des Keplerhauses am Regensburger Busbahnhof war hierfür bestens geeignet. Hier wurde eine Anlage mit einer Leistung von 2,862 kWp errichtet. Der Turm der St. Lukas Kirche hatte ähnliche Vorzüge, da er weithin sichtbar ist und die Kirchengemeinde "ihre" Solaranlage ständig vor Augen hat. Aus optischen Gründen wurde hier eine etwas kleinere Anlage mit einer Leistung von 2,2 kWp angebracht. Auch das Logo der St. Lukas Gemeinde bildet das Kirchengebäude mit der Solar-stromanlage ab.
Obwohl sich Gemeinde und Privatpersonen für den Erhalt der PV-Anlage St. Lukas stark machten – und der produzierte Solarstrom noch weitere zwei Jahre vergütet worden wäre, musste sich schlussendlich auch die Gemeinde dem Willen anderer Instanzen beugen und im April 2018 die Anlage vom Kirchturm montieren. Herr Pfarrer Klaus Weber von der St. Lukas Gemeinde verwies kurz nach der Demontage der Anlage mit kleinen Plakaten und Vorher-Nachher-Bildern rund um die Kirche auf die Situation:
„Die Wunde wird bleiben bis in 2 bis 3 Jahren der Kirchturm gestrichen wird.“
Die Station „PV-Anlage St. Lukas“ ist in ihrer Geschichte somit als Beispiel für zwei, die Energiewende begleitende Erscheinungen, zu sehen: Auf der einen Seite steht bürgerliches Engagement, gemeinschaftliches Organisieren von Projekten und der Wunsch, auf saubere Energiequellen umzustellen. Auf der anderen Seite macht die Station deutlich, wie viele Steine diesen Akteuren für den Klimaschutz aus verschiedenen Richtungen in den Weg gelegt werden – egal ob ausgehend von der Politik, Lobbys oder Privatpersonen.
Die Module beider Anlagen haben übrigens längst noch nicht ausgedient: Sie fanden ein neues Zuhause auf einem Privatwohnhaus, wo sie weiterhin Strom aus Sonnenenergie erzeugen.